Was Wildbienen zum (Über-) Leben brauchen

Dr.in Bärbel Pachinger, Wildbienenexpertin Universität für Bodenkultur, Institut für Integrative Naturschutzforschung

In Österreich gibt es rund 700 unterschiedliche Wildbienenarten. Viele davon sind in den vergangenen Jahrzehnten durch den Verlust an Blüten und Kleinstrukturen und durch gesteigerten Pestizideinsatz in unserer Landschaft stark in Bedrängnis geraten.

Gut die Hälfte der Wildbienenarten nistet in selbstgegrabenen Gängen in der Erde. Mehr oder weniger offene Bodenstellen, die über die Vegetationsdauer hinaus keiner massiven Störung wie etwa dem Umbruch der Flächen unterliegen, sind Bedingung für diese Arten, um ihren Entwicklungszyklus abzuschließen. Nur ein kleiner Prozentsatz der Wildbienenarten zeigt eine stängel-bewohnende Nistweise, aber gerade diese Gruppe ist durch die „Ordnungsliebe“ in unserer Landschaft stark zurückgegangen. Das Belassen von abgestorbenen Pflanzen auf der Fläche über den Winter ist zur Förderung dieser Arten nötig. Weitere Wildbienenarten nisten in Totholz, leeren Schneckengehäusen oder anderen vorhandenen Hohlräumen. Kleinflächigen Biotopen wie Böschungen, Rainen, Brachen, Totholz, unbefestigten Wegen oder Abbruchkanten kommen daher als Nisthabitate eine besondere Bedeutung zu.

Wildbienen betreiben eine ausgesprochene Brutfürsorge. Neben dem Angebot an Nistplätzen ist daher eine geeignete Pollen- und Nektarquelle in der Nähe des Nestes für die Versorgung der Larven notwendig. Rund ein Drittel der Wildbienen ist in der Wahl ihrer Pollenfutterpflanzen hoch spezialisiert. So können manche Arten nur ganz bestimmte Pflanzenartengruppen als Pollenfutterquelle nutzen. Die Förderung eines großen und vielfältigen Blütenangebotes ist damit ein wirksames Mittel für die Erhaltung einer hohen Wildbienen-Diversität inklusive der Förderung seltener Arten. Ansaatmischungen für Diversitätsflächen, Randstreifen, Böschungen oder Grünflächen im Siedlungsraum sollten dahingehende optimiert werden.

Für die Förderung von Wildbienen ist eine Stärkung der positiven Werthaltung gegenüber Strukturen und Flächen, die nicht unmittelbar genutzt werden können oder die die Bewirtschaftung sogar erschweren, dringend notwendig. So müssen etwa Wegraine, Böschungen oder unbefestigte Wege als Lebensraum geschätzt und nicht als verlorene Fläche gesehen werden.

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